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Manche Aussagen sind schlichtweg falsch. In anderen steckt vielleicht ein Körnchen Wahrheit. Finden Sie heraus, ob an diesen Mythen etwas dran ist:
Kurz & knapp:
Wissenschaftliche Erkenntnisse: Eine ADHS ist eine von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) anerkannte psychische Störung.2Auch alle Gesundheitsbehörden und führenden medizinischen Verbände in Deutschland erkennen eine ADHS mittlerweile als eigenständige Störung an.
Die wissenschaftliche Datenlage zur ADHS ist in den vergangenen 40 Jahren stark angewachsen. Deshalb sind viele Informationen heute gesichert, beispielsweise die Bedeutung, die bestimmte Botenstoffe (sog. Transmitter) im Zusammenhang mit einer ADHS haben oder die Wirkung bewährter Therapie-Systeme. Andere Aspekte werden noch untersucht – zum Beispiel, welche Rolle Umwelteinflüsse bei einer ADHS spielen.
Kurz & knapp:
Wissenschaftliche Erkenntnisse: Die Anzahl der Menschen, bei denen eine ADHS festgestellt wurde, ist in den vergangenen zehn Jahren deutlich gestiegen. Das bedeutet aber nicht, dass eine ADHS häufiger auftritt oder dass die Störung – im Sinne einer „Modeerkrankung“ – leichtsinnig diagnostiziert wird. Vielmehr wird sie immer bewusster auch in der Öffentlichkeit wahrgenommen und somit eher erkannt. Beschreibungen einer ADHS finden sich bereits seit über 200 Jahren in der wissenschaftlichen Literatur, wenn auch unter anderem Namen. Man geht davon aus, dass weltweit etwa sechs Prozent der Kinder betroffen sind.3
Kurz & knapp:
Wissenschaftliche Erkenntnisse: Eine ADHS wird mithilfe festgelegter Untersuchungsmethoden diagnostiziert. Dazu zählen unter anderem ausführliche Patientengespräche (Anamnese), eine klinische Untersuchung sowie eine Verhaltensbeobachtung. Außerdem müssen andere Erkrankungen ausgeschlossen und mögliche Begleiterkrankungen diagnostiziert werden. Heute setzen Ärzte dabei oft validierte Fragebögen ein, mit deren Hilfe die Wahrscheinlichkeit einer Fehldiagnose deutlich verringert werden kann.
Kurz & knapp:
Wissenschaftliche Erkenntnisse: Früher gingen Ärzte und Forscher davon aus, dass eine ADHS im Laufe der Pubertät von selbst verschwindet. Inzwischen legen Untersuchungen jedoch nahe, dass eine ADHS keine reine Kinderkrankheit ist, sondern bei rund 50 Prozent der Betroffenen auch im Erwachsenenalter weiterhin besteht.4,5 Die Häufigkeit von ADHS bei Erwachsenen liegt demzufolge bei 2,5 bis 3,5 Prozent.6,7 Auffällig ist, dass die Leitsymptome (Aufmerksamkeitsstörung, Hyperaktivität, Impulsivität) sich mit zunehmendem Alter verändern können: Ist im Kindesalter beispielsweise der Bewegungsdrang („Zappeln“) besonders stark ausgeprägt, weicht dieser beim Heranwachsen häufig einer inneren Unruhe. Zudem entwickeln viele Betroffene im Laufe der Zeit Strategien, um mit ihren Symptomen im Alltag besser klarzukommen.
Kurz & knapp:
Wissenschaftliche Erkenntnisse: Menschen zeigen unterschiedliche Verhaltensweisen. Manche können an eine ADHS denken lassen. Aber: Nicht jeder, der ständig „in Action“ ist, dauernd seinen Haustürschlüssel verlegt oder im Vortrag den Faden verliert, leidet an einer ADHS. Daher achten Ärzte bei der Diagnosestellung auch darauf, wie sich mögliche ADHS-Symptome im Alltag des Patienten auswirken und wie nachhaltig sie bestehen (Persistenz). Also: Inwieweit hat der Betroffene und/oder sein Umfeld im Alltag durch das Verhalten anhaltend gravierende Nachteile? Inwieweit steht er sich selbst immer wieder selbst im Weg? Wie hoch ist der Leidensdruck? Gerade bei hohem Leidensdruck ist die Diagnose dann in der Regel keine Stigmatisierung, sondern vielmehr eine befreiende Erklärung für die eigenen Verhaltensbesonderheiten.
Kurz & knapp:
Wissenschaftliche Erkenntnisse: Herausforderungen in der Erziehung kommen in fast jeder Familie vor. Ist ein Familienmitglied von einer ADHS betroffen, führt dies häufig zu einer Verstärkung der Problematik. Hinzu kommt, dass meist nicht nur das Kind allein von einer ADHS betroffen ist – oft ist zusätzlich auch mindestens ein Elternteil selbst betroffen. Denn eine ADHS ist in hohem Maße – nämlich zu etwa 80 Prozent8 – erblich bedingt. Somit können sich Erziehungsprobleme und ADHS-Symptomatik gegenseitig verstärken. Sie sind aber nicht ursächlich miteinander verknüpft.
Kurz & knapp:
Wissenschaftliche Erkenntnisse: Heute weiß man, dass eine ADHS vor allem genetisch bedingt ist.9 Umweltfaktoren und Begleiterkrankungen können die Symptome aber verstärken. Im Umkehrschluss bedeutet das: Durch eine Veränderung der Umweltfaktoren können die Symptome einer ADHS zwar abgemildert werden – die Störung bleibt aber bestehen.
Kurz & knapp:
Wissenschaftliche Erkenntnisse: Eine Metaanalyse9 deutet darauf hin, dass eine ADHS mit einer hohen Rate an Mediensucht und auch umgekehrt Mediensucht mit einer hohen Rate an ADHS verbunden ist. Wichtig: Das bedeutet nicht, dass Mediensucht und ADHS ursächlich zusammenhängen. Sie treten aber häufig gleichzeitig auf und können sich gegenseitig verstärken.
Kurz & knapp:
Wissenschaftliche Erkenntnisse: Immer wieder werden bestimmte Inhaltsstoffe in der Nahrung als Auslöser einer ADHS diskutiert. Ein Zusammenhang ließ sich allerdings bislang nie wissenschaftlich bestätigen. Im Gegenteil: Zahlreiche Studien widerlegen beispielsweise den angeblichen Einfluss einer zuckerreichen Ernährung.10,11,12,13 Auch die Behauptung, dass eine ADHS durch eine übermäßige Phosphatzufuhr entsteht, konnte nicht nachgewiesen werden.14
Kurz & knapp:
Wissenschaftliche Erkenntnisse: Im Sinne einer unbewussten Selbstmedikation – etwa zur Bewältigung innerer Unruhe und Anspannung – konsumieren viele Menschen mit einer ADHS legale und illegale Drogen. Die meisten dieser Substanzen haben gemeinsam, dass sie zu einer Erhöhung der Dopaminkonzentration im Gehirn führen und so den für eine ADHS typischen Dopaminmangel teilweise ausgleichen. Der unkontrollierte Drogenkonsum kann aber zu erheblichen Nebenwirkungen führen, die das eigentliche ADHS-Problem überdecken. Hinzu kommt, dass schnell zusätzlich eine Suchterkrankung entstehen kann, die dann ebenfalls behandelt werden muss.
Kurz & knapp:
Wissenschaftliche Erkenntnisse: Sport und Bewegung haben für viele Menschen mit einer ADHS einen sehr hohen Stellenwert.15 Denn beim Sport – vor allem bei den häufig bevorzugten Extremsportarten – müssen sich die Betroffenen stark fokussieren. Auf diese Weise kann Sport helfen, ADHS-Symptome etwas abzumildern. Mehr Bewegung kann allerdings nicht die Ursachen einer ADHS beheben und ist somit als alleinige Therapie in der Regel ungeeignet.
Kurz & knapp:
Wissenschaftliche Erkenntnisse: Methylphenidat wurde erstmals bereits 1944 hergestellt.161 Die gute Wirkung bestimmter Medikamente auf die Kernsymptome einer ADHS ist gut belegt.17 So wurde etwa in einer Metaanalyse, also einer Auswertung von Ergebnissen aus verschiedenen Studien, gezeigt, dass 70 bis 80 Prozent der über 5.000 untersuchten Betroffenen positiv auf die Arzneimittel reagierten.18 Auch die Überlegenheit einer medikamentösen Behandlung gegenüber anderen Therapiemöglichkeiten konnte nachgewiesen werden.19,20
Kurz & knapp:
Wissenschaftliche Erkenntnisse: Die Therapie einer ADHS sollte stets aus mehreren Bausteinen bestehen. (Eltern-)Trainings21,22 sind ein ebenso wichtiger Bestandteil der Behandlung wie sogenannte Selbstinstruktions- oder Achtsamkeitsübungen.23,24,25,26 Eine große Metaanalyse hat aber auch gezeigt, dass eine Verhaltenstherapie allein keinen nachhaltigen Effekt auf die zentralen ADHS-Symptome hat.27 Medikamente sind daher ein wichtiger Baustein der Therapie.
Kurz & knapp:
Wissenschaftliche Erkenntnisse: Mit der Einführung von Psychopharmaka standen erstmals Medikamente zur Verfügung, die eine wirksame Behandlung psychiatrischer Erkrankungen ermöglichen. Dennoch werden sie häufig mit Drogen auf eine Stufe gestellt. Grundsätzlich ist aber jede Substanz gefährlich, wenn sie missbräuchlich angewendet wird. Dies gilt für alle Arzneimittel – auch für ADHS-Medikamente28,29,30 – ebenso wie für Genussmittel (z. B. Alkohol, Tabak) oder sonstige Stoffe.
Kurz & knapp:
Wissenschaftliche Erkenntnisse: Die Annahme, dass ADHS-Patienten durch die Medikamente ruhiggestellt werden, ist falsch: Unter anderem wird durch die medikamentöse Therapie einer ADHS der Dopaminmangel im Gehirn ausgeglichen (sog. Substitutionstherapie).311 Der vorher fehlende Einfluss auf die eigenen Verhaltensweisen wird so erst wieder möglich. Dementsprechend können beispielsweise innere Unruhe oder ein starker Bewegungsdrang besser kontrolliert werden. Dadurch wirken die Patienten ruhiger. Dies wird von Laien häufig als „ruhiggestellt“ fehlinterpretiert.
*Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.