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Immer wieder wird behauptet, dass es eine ADHS gar nicht gibt, es sich um eine „erfundene Störung“ handelt und Medikamente nur dazu dienen sollen, die Kinder ruhig zu stellen. Betroffenen Familien wird auch oft vorgeworfen, dass eine falsche Erziehung die Ursache für das auffällige Verhalten ist.
Welche der folgenden Aussagen stimmt wirklich und was ist erfunden?
Das ist ein Mythos!
Immer wieder wird behauptet, eine ADHS sei nur eine Modediagnose.
Tatsächlich wurde ADHS in Deutschland schon 1932 von den Ärzten Franz Kramer und Hans Pollnow erstmals beschrieben.
Auch der Frankfurter Nervenarzt Dr. Heinrich Hoffmann schildert in seinem weltberühmten Kinderbuch „Der Struwwelpeter“ die Anzeichen einer ADHS – das war schon 1845. Damals hatte die Störung noch keinen Namen.
Das ist ein Mythos!
Bei einer ADHS ist der Gehirnstoffwechsel gestört und es liegt ein Ungleichgewicht der Neurotransmitter Dopamin und Noradrenalin vor.
Die Störung kann durch eine Kombination genetischer Faktoren und verschiedener Umwelteinflüsse verursacht werden. Durch falsche Erziehung wird sie jedenfalls nicht ausgelöst.
Richtig ist allerdings, dass sich die Symptome durch ungünstige Umstände und Erziehungsmethoden – zum Beispiel bei einer Überforderung der Eltern – verstärken können. Daher kann ein professionelles Elterntraining ein wichtiger Bestandteil der ADHS-Therapie sein.
Das ist Fakt.
Laut Definition ist eine ADHS eine neurobiologisch-bedingte Störung, die vererbbar ist.1
Sie wird auch in der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschrieben. Die drei Kernsymptome einer ADHS sind Aufmerksamkeitsstörung, Hyperaktivität und Impulsivität.
Das ist ein Mythos!
Viele Eltern haben Sorge, dass ADHS-Medikamente die Persönlichkeit ihres Kindes verändern könnten.
Fakt ist: Stimulanzien – die am häufigsten eingesetzten Medikamente bei einer ADHS – normalisieren den Gehirnstoffwechsel.2
Sie bewirken, dass die typischen ADHS-Symptome wie Aufmerksamkeitsstörungen, Hyperaktivität und Impulsivität zurückgehen. Das ermöglicht es den betroffenen Kindern oftmals erst, sich besser zu konzentrieren und nicht mehr hyperaktiv und impulsiv zu sein. Diese Veränderungen können für das Umfeld ungewohnt sein, doch sind sie für das betroffene Kind sehr wichtig. So können sich Kinder mit einer ADHS altersgerecht entwickeln, ihre Stärken und Talente nutzen und positive soziale Erfahrungen in Familie und Schule machen.
Das ist Fakt!
Wurde die Störung erst einmal diagnostiziert und eine geeignete Therapie eingeleitet, sind wichtige Schritte bereits getan.
Verschiedene Therapiebausteine wie eine Verhaltenstherapie, ein Eltern- und Lehrertraining und gegebenenfalls auch Medikamente werden genau an die Bedürfnisse des Kindes angepasst.
Diese individuelle Behandlung einer ADHS ist eine zentrale Voraussetzung dafür, dass sich betroffene Kinder altersgerecht entwickeln, gute Beziehungen pflegen und ihre Begabungen gezielt einsetzen können. Wichtig ist auch die Unterstützung in der Familie und Schule, um Stärken und Talente zu erkennen und wertgeschätzt zu werden.
In den letzten Jahren ist die Zahl der diagnostizierten ADHS-Fälle angestiegen. Experten* führen dies darauf zurück, dass die Störung mittlerweile schneller und zuverlässiger diagnostiziert werden kann.
Man geht davon aus, dass etwa 3-5 % aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland von einer ADHS betroffen sind.3-5 Damit ist die ADHS eine der häufigsten kinderpsychiatrischen Störungsbilder.
1 S3-Leitlinie „Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) im Kindes-, Jugend und Erwachsenenalter“, AWMF-Registernummer 028-045
2 Banaschewski T et al. Dtsch Arztebl Int 2017;114(9):149-159
3 Fayyad J et al. Br J Psychiatry 2007; 190: 402-409
4 Flyer „ADHS im Erwachsenenalter“,
https://www.zi-mannheim.de/fileadmin/user_upload/downloads/lehre/flyer/Flyer-ADHS_im_Erwachsenenalter.pdf (aufgerufen am 12.04.23)
5 Ravens-Sieberer U et al. Bundesgesundheitsbl – Gesundheitsforsch -Gesundheitsschutz 2007 · 50:871–878 DOI 10.1007/s00103-007-0250-6
*Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.