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Bei einer substanzgebundenen Sucht ist man abhängig von bestimmten legalen oder illegalen Stoffen und Substanzen (Drogen), zum Beispiel Nikotin, Alkohol, Marihuana, Zucker oder auch Medikamenten.
Bei einer nicht substanzgebundenen Sucht ist man abhängig von bestimmten Verhaltensweisen. Dazu zählen zum Beispiel Spielsucht, Internetsucht oder Sexsucht.
Diese Verhaltensweisen führen zu Freude und Ekstase und können auch abhängig machen.
Ecstasy ist eine synthetische illegale Droge. Die Pillen können unterschiedliche Formen, Farben und Prägungen haben. Es gibt zwar einen Hauptwirkstoff, in den meisten Fällen bestehen die Pillen jedoch aus einem Mix aus Amphetaminen, Koffein und anderen Substanzen. Die Wirkung ist deshalb unvorhersehbar und reicht vom absoluten Stimmungshoch bis zum absoluten Stimmungstief.
Problematisch – mitunter sogar lebensgefährlich – sind die möglichen Nebenwirkungen: Schwindelgefühl und Übelkeit, Herzrasen, Depression und Kreislaufkollaps, um nur ein paar zu nennen.
Für Menschen mit einer ADHS sind zudem die Langzeitwirkungen von Ecstasy kritisch: Der Konsum der Droge beschädigt die Kontaktstellen zwischen den Nervenzellen, was die Symptome einer ADHS auf lange Sicht womöglich verschlimmert.
Legal Highs ist ein Szenebegriff für Pulver, Tabletten, Kräuter oder Kapseln, die aus psychoaktiven Substanzen bestehen. Sie werden häufig als Räuchermischungen, Badesalze oder Reiniger verkauft, um die Konsumabsicht zu verschleiern und sind meist gar nicht legal – obwohl der Name dies vermuten lässt. Bekannte Namen sind Spice, Ivory Wave, Flakka und Mexxy.
Legal Highs sind gefährlich, weil ihre chemische Struktur oft manipuliert wird. Im Gegensatz zu den „bekannten“ Drogen weiß kein Arzt, was drin ist: Das macht die Behandlung in der Notaufnahme oft schwierig.
Es lässt sich nicht pauschal sagen, welche Wirkung oder welche Risiken von Legal Highs ausgehen – egal ob mit einer ADHS oder ohne. Herzrasen, Kreislaufprobleme, Angstzustände, Muskelkrämpfe und Bewusstlosigkeit sind häufige Effekte.
Halluzinogene sind psychoaktive Substanzen, die tief ins Bewusstsein eingreifen und das Denken, Fühlen sowie die Wahrnehmung stark beeinflussen. Zu den bekanntesten Vertretern gehören LSD, Pilze oder Angel Dust.
Halluzinogene können zu tiefgreifenden seelischen Veränderungen führen, die sich nicht mehr rückgängig machen lassen. Am schlimmsten ist das sogenannte „Hängenbleiben“ – der Konsument bleibt in einer dauerhaften Psychose gefangen.
Bei einer ADHS können Halluzinogene speziell gefährlich sein, weil der Rausch stark von der Person und ihrer Situation abhängig ist. Die Einnahme bei depressiver Stimmung kann zum Beispiel zu Panikattacken führen.
Crystal ist eine Psycho-Droge, die sehr schnell abhängig macht. Das kristalline Pulver enthält Meth-Amphetamin, vermischt mit diversen, meist unbekannten Füllstoffen. Der Konsum sorgt für ein euphorisches Hochgefühl, das bis zu 20 Stunden andauern kann. Bekannt ist Crystal in der Szene auch unter den Namen Yaba, Glass, Ice, Hard Pep und Piko.
Die Langzeitfolgen von Crystal sind verheerend: Es drohen körperlicher Verfall und Gehirnschäden – wenn es nicht vorher zu einer lebensgefährlichen Überdosis kommt. Direkt nach dem Rausch wird man depressiv, antriebslos oder reagiert panisch.
Die schweren Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, die Crystal hervorruft, können Symptomen einer ADHS ähnlich sein – und diese verschlimmern.
Alkohol gehört zu den am meisten konsumierten legalen Drogen auf der Welt. In kleinen Mengen sorgt er im Gehirn für die Freisetzung von Dopamin, was sich positiv auf die Symptome einer ADHS auswirken kann. In großen Mengen führt Alkohol zu starken Wahrnehmungs- und Koordinationsstörungen, Bewusstlosigkeit oder sogar zum Atemstillstand. Die Gefahr einer Alkohol-Sucht ist vor allem aufgrund der Normalität eines regelmäßigen Konsums sehr hoch, denn sie verstärkt sich über Jahre hinweg unbemerkt.
Langzeitfolgen von Alkohol-Sucht sind dramatisch und umfassen körperliche und psychische Probleme. Dazu gehören Leber-, Bauchspeicheldrüsen, Nerven- und Herz-Erkrankungen sowie Depressionen und Selbstmordgedanken.
Bei einer ADHS ist in Sachen Alkohol die enthemmende Wirkung zu bedenken. Wer durch sein Störungsbild zu leichtsinnigem Verhalten neigt, wird – beflügelt durch den Alkohol – vielleicht vermehrt Entscheidungen treffen, die er oder sie später bereut. Ungewollte Schwangerschaften sind in diesem Zusammenhang keine Seltenheit.
Nikotin ist der Hauptwirkstoff der Tabakpflanze. Es hat sowohl entspannende als auch anregende Effekte. Das Suchtpotenzial ist sehr hoch, weil der Körper schnell eine Toleranz gegen Nikotin entwickelt und man bspw. Rauchen mit positiven Erinnerungen verknüpft – so wird die psychische Abhängigkeit gefördert.
Nikotin-Konsum jeder Art hat schwerwiegende gesundheitliche Auswirkungen. Die Substanz an sich erhöht das Krebsrisiko im Körper und ruft starke Entzugserscheinungen hervor. Zudem werden bei vielen Formen des Konsums – sei es Rauchen, Kauen oder Verdampfen – zusätzlich weitere krebserregende und giftige Stoffe vom Körper aufgenommen.
Weil Nikotin ADHS-Symptome mildern kann, sind ADHS-Betroffene besonders suchtgefährdet. Das liegt daran, dass der Konsum von Nikotin zur Ausschüttung von Dopamin führt, was Konzentration, Motivation und Leistung verbessert – so werden Zigaretten schnell ein gefährliches Mittel der Wahl gegen ADHS-Symptome.
Medikamentensucht ist die zweithäufigste Form der Abhängigkeit – hinter Tabak auf Platz 1 und vor Alkohol auf Platz 3. Für Medikamente gelten deshalb besondere Regeln und Grundsätze, die im Arzneimittelgesetz festgeschrieben sind. Viele sind zum Beispiel rezeptpflichtig, müssen also von einem Arzt oder Therapeuten verschrieben werden. Dazu gehören unter anderem Opiate, bestimmte Schlafmittel, aber auch ADHS-Medikamente.
Bei korrekter Einnahme von ADHS-Medikamenten besteht – wenn überhaupt – ein geringes Suchtpotenzial. Korrekte Einnahme bedeutet, dass man die Medikamente so einnimmt, wie vom Arzt verschrieben und nicht selbstständig die Dosis anpasst.
Je nach Ausprägung des Störungsbildes entwickeln ADHS-Betroffene ein Interesse an anderen Medikamenten. Hierzu gehören zum Beispiel Antidepressiva oder Valium bei starken Stimmungsschwankungen oder depressiven Phasen. Diese Medikamente können ein höheres Suchtpotenzial und andere Gefahren mit sich bringen. Wenn sich die ADHS-Symptome mit den verschriebenen Medikamenten nicht gut genug verbessern, sollte man deshalb mit dem Arzt oder Therapeuten sprechen und nicht auf eigene Faust Medikamente einnehmen.
Bei Naturdrogen handelt es sich um Inhaltsstoffe verschiedener Pflanzen. Dazu gehören zum Beispiel die hawaiianische Holzrose oder eine bestimmte Salbeisorte. Nicht alle Naturdrogen sind legal, manche unterliegen dem Betäubungsmittelgesetz. Die meisten sind jedoch verhältnismäßig einfach aus dem Internet zu beziehen, was sie aber nicht weniger gefährlich macht.
Problematisch ist dabei der naturbedingt schwankende Gehalt an Wirkstoffen bzw. Giftstoffen.
Naturdrogen sorgen für eine Art Sinneserweiterung (ähnlich LSD) – die schwankenden Inhaltsstoffe machen jedoch den Trip unberechenbar. Viele der pflanzliche Inhaltsstoffe von Naturdrogen haben ein erhebliches toxisches Potenzial.
Für ADHS-Betroffene, die risikofreudig sind, liegt der Reiz in der Unberechenbarkeit von Naturdrogen. Genau darin liegt eben die Gefahr: Manch einer verletzt sich vielleicht im Rausch oder bleibt auf seinem Trip hängen und entwickelt eine psychische Erkrankung, die möglicherweise ein Leben lang bleibt.
In der Regel ist nicht das Internet an sich das Suchtmittel, sondern lediglich die Plattform für das Ausleben anderer Abhängigkeiten, zum Beispiel Kaufsucht, Spielsucht oder das zwanghafte Recherchieren von Informationen. Eine Abhängigkeit entwickelt sich schleichend und bleibt lange unerkannt.
Die Suchtpotenziale des Internets sind vielfältig, z. B.:
Vor allem für ADHS-Betroffene, die sich ohnehin leicht ablenken lassen, kann sich das Internet zu einem sogenannten „Zeit-Grab“ entwickeln. Wie bei vielen substanzgebundenen Süchten auch, ist die Ausschüttung von Dopamin Mitverursacher. Mit jedem gewonnen Spiel, gekauften Produkt oder jeder Nachricht in sozialen Netzwerken wird das Belohnungssystem des Gehirns aktiviert und Dopamin ausgeschüttet – davon kann man abhängig werden.
Videospielsucht ist eine offiziell anerkannte Krankheit. Doch die Diagnose ist nicht einfach, da die Grenzen zwischen Abhängigkeit und leidenschaftlichem Hobby (oder Beruf) verschwimmen können. Videospiele können nämlich auch positive Effekte haben: Sie schulen die Konzentration, Koordination, Auffassungsgabe, Reaktionsgeschwindigkeit und bei Mehrspielern* auch den Zusammenhalt und das Miteinander.
Bei einer sogenannten „Computerspielabhängigkeit“ zeigen sich vermehrt negative Auswirkungen auf Betroffene:
Weil Jugendliche mit einer ADHS oft Schwierigkeiten in der Schule und beim Aufbau eines Freundeskreises haben, ist die digitale Welt ein häufiger Zufluchtsort. Dabei sollte das gesunde Verhältnis zwischen digitaler und realer Welt nicht aus den Augen verloren werden.
Wer gerne shoppt, viel Sport macht oder einen ausgeprägten Sexualtrieb hat, ist nicht gleich abhängig. Wer jedoch einkauft, ohne auszupacken, Sport bis zur totalen Erschöpfung treibt und zwanghaft nach neuen Sexualpartnern sucht, hat die Grenze zum Suchtverhalten vielleicht schon überschritten.
Alltägliche Aktivitäten sind eigentlich ein gutes Mittel, um sich vor Abhängigkeit zu schützen. Sie können aber selbst zur Sucht werden, wenn sie als Ventil für Probleme missbraucht werden.
ADHS-Betroffene haben häufiger einen Hang zu extremen Verhaltensweisen. Im Zweifelsfall kann es zum Beispiel Sinn machen, ein Tagebuch zu führen, um so das Ausmaß des eigenen Verhaltens im Blick zu behalten.
Erkrankungen wie Magersucht, Bulimie und Essanfälle haben in den letzten Jahren merklich zugenommen. Betroffen sind vor allem Mädchen und junge Frauen, aber auch Jungs und Männer leiden unter Essstörungen.
Eine Essstörung zeichnet sich z. B. ab, wenn Abführmittel oder Appetitzügler eingenommen werden – auch Erbrechen und zwanghafte sportliche Betätigung nach dem Essen sind Anzeichen dafür. Das Gefühl, zu dick zu sein, sowie ein schlechtes Selbstbewusstsein und mangelnde Anerkennung sind oft der Einstieg in die Essstörung.
Zusammen mit einer ADHS bedingen vor allem das tendenziell geringe Selbstwertgefühl und die hohe Empfindlichkeit gegenüber Stress die Entstehung einer Essstörung. Im Gegensatz zu einer ausgeprägten Essstörung lässt sich eine ADHS-bedingte Essstörung therapeutisch gut und erfolgreich behandeln. Umso wichtiger ist es, darüber mit dem behandelnden Arzt oder Therapeuten zu sprechen und sich für die Essstörung nicht zu schämen.
*Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.