Kindheitssymptome sind Voraussetzung für Diagnose
Für eine ADHS-Diagnose im Erwachsenenalter müssen bereits in der Kindheit Anzeichen vorhanden gewesen sein, sodass in der Diagnostik der Rückblick auf die Grundschulzeit zentral ist.
Symptome verändern sich mit dem Alter
Die auffällige motorische Unruhe von Kindern wird bei Erwachsenen oft zur inneren Getriebenheit und Anspannung.
Begleiterkrankungen nehmen zu
Bei Erwachsenen treten häufiger Angststörungen, Depressionen oder Essstörungen auf – besonders bei Frauen.
Kompensationsstrategien überdecken Symptome
Viele erwachsene Frauen finden Wege, mit einer ADHS umzugehen – z. B. durch (exzessiven) Sport oder soziale Anpassung.
Im Gegensatz zur Kindheit, wo Hyperaktivität häufig durch körperliche Unruhe wie Zappeln oder Wippen auffällt, äußert sie sich im Erwachsenenalter oft subtiler. Auch die Impulsivität verändert sich: Während Kinder spontan dazwischenreden oder den Unterricht stören, gelingt es Erwachsenen meist, sich im Berufsalltag – etwa in Meetings – besser zu beherrschen. Diese Kontrolle erfordert jedoch häufig große Anstrengung und kostet viel Energie. Die Symptome verschwinden also nicht, sie treten lediglich weniger offensichtlich auf und werden häufig kompensiert.
windet sich, zappelt herum, kann nicht sitzen bleiben
kann nicht warten, bis es drankommt
rennt, klettert extensiv
kann nicht ruhig spielen/arbeiten/immer in Bewegung
redet unentwegt, platzt mit Antworten heraus
stört/unterbricht andere
Schwierigkeiten, die Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten
leicht zerstreut
hört nicht zu
macht nicht weiter
kann nicht planen
verliert wichtige Gegenstände
ineffizient bei der Arbeit, unruhig bei langen Konferenzen
kann nicht in Warteschlangen stehen
fährt zu schnell
sucht aktive Beschäftigung/Arbeit
kann Frustration nicht aushalten
redet unentwegt, unterbricht andere
macht unpassende Kommentare
geringe Motivation
Schwierigkeiten, die Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten (Konferenzen, Lesen, Büroarbeit)
lähmende „Aufschieberitis“
langsam, ineffizient
schlechtes Zeitmanagement, nicht organisiert
Eine ADHS zeigt sich bei Frauen oft anders als bei Männern – weniger durch auffällige Unruhe, sondern mehr durch innere Anspannung, Selbstkritik, starke emotionale Schwankungen und vermehrtes Stressempfinden. Viele kompensieren ihre Symptome lange durch Kontrolle und Anpassung. Sie suchen oft erst spät ärztliche Hilfe – häufig wegen Erschöpfung oder Depression. Fehldiagnosen wie z.B. Borderline sind daher keine Seltenheit.
Eine geschlechtssensible Sicht ist für die richtige Behandlung entscheidend.
Frauen mit einer ADHS reagieren oft besonders intensiv auf äußere Reize – Emotionen können schnell umschlagen. Auch scheinbar kleine Alltagsaufgaben können eine Herausforderung sein. Um den Alltag zu bewältigen, werden oft Routinen aufgebaut, die viel Energie kosten und gelegentlich an zwanghaftes Verhalten erinnern. Wird diese Kontrolle gestört, kommt es häufig zu Wutausbrüchen oder Weinen.
Nach außen wirkt alles geordnet – innen herrscht oft Chaos und Erschöpfung.
Viele Frauen suchen wegen Ängsten oder Depressionen ärztliche Hilfe auf, ohne zu wissen, dass eine ADHS dahinterstecken könnte. Ärzten kommt dabei die wichtige Aufgabe zu, diese „verdeckte“ ADHS zu erkennen und gezielt zu behandeln. Etwa 70 % der erwachsenen ADHS-Patientinnen leiden zusätzlich an einer seelischen Begleiterkrankung – häufig an depressiven Störungen wie Dysthymia, länger andauernden depressiven Reaktionen oder unipolaren Depressionen. Diese entstehen meist durch chronischen Stress, soziale Konflikte oder belastende Lebensereignisse und können im schlimmsten Fall mit Suizidgedanken einhergehen.
Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Bei Frauen mit einer ADHS zeigen sich besonders oft soziale Phobien oder eine generalisierte Angststörung – also unspezifische Sorgen um die Zukunft oder um Angehörige. Manche entwickeln auch eine Agoraphobie mit Ängsten vor großen Menschenmengen oder öffentlichen Orten.
Gerade diese Form der Angst kann bei ADHS-Patientinnen eine Folge von Reizüberflutung sein – und bessert sich oft unter einer gezielten ADHS-Therapie. Dennoch gilt: Auch Begleiterkrankungen wie Angststörungen und Depressionen müssen behandelt werden, um den Therapieerfolg insgesamt zu sichern.