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Alltagsbelastungen bei Frauen mit einer ADHS

  • Frauen übernehmen oft gleichzeitig Beruf, Familienmanagement und emotionale Verantwortung.
  • Typisch weiblich konnotierte Aufgaben wie Elternabende oder Hausaufgabenbetreuung können bei einer ADHS zur Überforderung führen.
  • Die Folge: Chaos im Alltag, Termine werden vergessen, Verabredungen abgesagt, der Haushalt bleibt liegen.
  • Viele Betroffene entwickeln Selbstzweifel, Schuldgefühle und einen stark belasteten Selbstwert – trotz enormer Anstrengung.

Warum eine ADHS bei Frauen oft übersehen wird

  • Eine ADHS wird bei Jungen häufiger und früher erkannt – vor allem, wenn Hyperaktivität sichtbar ist.
  • Mädchen zeigen seltener auffälliges Verhalten oder lernen früh, es zu kontrollieren.
  • Dadurch bleibt eine ADHS bei Frauen oft unerkannt – teils bis ins Erwachsenenalter.
  • Auch bei impulsiven oder lebhaften Mädchen wird selten an eine ADHS gedacht – ein „blinder Fleck“ in der Diagnostik.
  • Die Aufklärung darüber ist bei Frauen nach wie vor lückenhaft – sowohl in der Praxis als auch in der Fachliteratur.
gemeinsam adhs begegnen

In der Kindheit entwickelt, im Erwachsenenalter erkannt: Der rote Faden

Viele Frauen erleben die späte ADHS-Diagnose als Aha-Moment: Plötzlich ergibt die eigene Biografie Sinn. Typische Symptome wie Vergesslichkeit, Stimmungsschwankungen, Lernschwierigkeiten oder impulsives Verhalten wurden lange missverstanden – oft als Faulheit oder fehlende Begabung. Stattdessen zeigt sich:

Schon als Kind war vieles Ausdruck einer unbehandelten ADHS. Das seit Langem bestehende Gefühl, „anders“ zu sein, bekommt endlich eine Erklärung.

Mehr über die Diagnose erfahren Zur Podcastfolge "ADHS bei Frauen"

ADHS-Fakten: Von der Kindheit ins Erwachsenenalter

Kindheitssymptome sind Voraussetzung für Diagnose

Für eine ADHS-Diagnose im Erwachsenenalter müssen bereits in der Kindheit Anzeichen vorhanden gewesen sein, sodass in der Diagnostik der Rückblick auf die Grundschulzeit zentral ist.

Symptome verändern sich mit dem Alter

Die auffällige motorische Unruhe von Kindern wird bei Erwachsenen oft zur inneren Getriebenheit und Anspannung.

Begleiterkrankungen nehmen zu

Bei Erwachsenen treten häufiger Angststörungen, Depressionen oder Essstörungen auf – besonders bei Frauen.

Kompensationsstrategien überdecken Symptome

Viele erwachsene Frauen finden Wege, mit einer ADHS umzugehen – z. B. durch (exzessiven) Sport oder soziale Anpassung.

Der Symptomwandel

Welche Unterschiede gibt es?

Im Gegensatz zur Kindheit, wo Hyperaktivität häufig durch körperliche Unruhe wie Zappeln oder Wippen auffällt, äußert sie sich im Erwachsenenalter oft subtiler. Auch die Impulsivität verändert sich: Während Kinder spontan dazwischenreden oder den Unterricht stören, gelingt es Erwachsenen meist, sich im Berufsalltag – etwa in Meetings – besser zu beherrschen. Diese Kontrolle erfordert jedoch häufig große Anstrengung und kostet viel Energie. Die Symptome verschwinden also nicht, sie treten lediglich weniger offensichtlich auf und werden häufig kompensiert.

Wie zeigen sich die Symptome beim Kind?

Bereich Hyperaktivität / Impulsivität

windet sich, zappelt herum, kann nicht sitzen bleiben

kann nicht warten, bis es drankommt

rennt, klettert extensiv

kann nicht ruhig spielen/arbeiten/immer in Bewegung

redet unentwegt, platzt mit Antworten heraus

stört/unterbricht andere

Bereich Aufmerksamkeit

Schwierigkeiten, die Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten

leicht zerstreut

hört nicht zu

macht nicht weiter

kann nicht planen

verliert wichtige Gegenstände

Wie zeigen sich die Symptome beim Erwachsenen?

Bereich Hyperaktivität / Impulsivität

ineffizient bei der Arbeit, unruhig bei langen Konferenzen

kann nicht in Warteschlangen stehen

fährt zu schnell

sucht aktive Beschäftigung/Arbeit

kann Frustration nicht aushalten

redet unentwegt, unterbricht andere

macht unpassende Kommentare

Bereich Aufmerksamkeit

geringe Motivation

Schwierigkeiten, die Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten (Konferenzen, Lesen, Büroarbeit)

lähmende „Aufschieberitis“

langsam, ineffizient

schlechtes Zeitmanagement, nicht organisiert

Lila Aquarellspritzer mit verschiedenen Schattierungen und verstreuten Tintentröpfchen auf weißem Hintergrund.

Unterschiede zwischen Frau und Mann

Eine ADHS zeigt sich bei Frauen oft anders als bei Männern – weniger durch auffällige Unruhe, sondern mehr durch innere Anspannung, Selbstkritik, starke emotionale Schwankungen und vermehrtes Stressempfinden. Viele kompensieren ihre Symptome lange durch Kontrolle und Anpassung. Sie suchen oft erst spät ärztliche Hilfe – häufig wegen Erschöpfung oder Depression. Fehldiagnosen wie z.B. Borderline sind daher keine Seltenheit.

 

Eine geschlechtssensible Sicht ist für die richtige Behandlung entscheidend.

Stimmungsschwankungen und Überforderung im Alltag

Frauen mit einer ADHS reagieren oft besonders intensiv auf äußere Reize – Emotionen können schnell umschlagen. Auch scheinbar kleine Alltagsaufgaben können eine Herausforderung sein. Um den Alltag zu bewältigen, werden oft Routinen aufgebaut, die viel Energie kosten und gelegentlich an zwanghaftes Verhalten erinnern. Wird diese Kontrolle gestört, kommt es häufig zu Wutausbrüchen oder Weinen.

 

Nach außen wirkt alles geordnet – innen herrscht oft Chaos und Erschöpfung.

gemeinsam adhs begegnen

Wenn sich die Symptome nicht mehr kompensieren lassen

Eine ADHS ist in hohem Maße genetisch bedingt und besteht lebenslang – sie beginnt also nicht erst im Erwachsenenalter, sondern zeigt sich meist schon früh durch entsprechende Hinweise im Verhalten.

 

Je nach Umfeld, Unterstützung und Stressbelastung kann die Symptomatik lange kompensiert und unauffällig bleiben, etwa durch elterliche Hilfe oder besondere Begabungen. Mit zunehmender Selbstständigkeit oder bei veränderten Lebensumständen (z.B. Schulwechsel, Auszug, Elternschaft, Berufseinstieg) treten die Defizite jedoch häufig deutlicher hervor.

 

Dann reichen die bisherigen Strategien oft nicht mehr aus, und typische ADHS-Symptome wie Ungeduld, Gereiztheit, Vergesslichkeit oder Aufschiebeverhalten werden spürbar. Auch Leichtsinnsfehler, Erschöpfung und depressive Verstimmungen können erstmals auftreten – ausgelöst durch Überforderung im Alltag.

MEHR ERFAHREN

Lebensbereiche, die Frauen mit einer ADHS herausfordern

Angst oder Depression?

Viele Frauen suchen wegen Ängsten oder Depressionen ärztliche Hilfe auf, ohne zu wissen, dass eine ADHS dahinterstecken könnte. Ärzten kommt dabei die wichtige Aufgabe zu, diese „verdeckte“ ADHS zu erkennen und gezielt zu behandeln. Etwa 70 % der erwachsenen ADHS-Patientinnen leiden zusätzlich an einer seelischen Begleiterkrankung – häufig an depressiven Störungen wie Dysthymia, länger andauernden depressiven Reaktionen oder unipolaren Depressionen. Diese entstehen meist durch chronischen Stress, soziale Konflikte oder belastende Lebensereignisse und können im schlimmsten Fall mit Suizidgedanken einhergehen.

Angststörungen

Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Bei Frauen mit einer ADHS zeigen sich besonders oft soziale Phobien oder eine generalisierte Angststörung – also unspezifische Sorgen um die Zukunft oder um Angehörige. Manche entwickeln auch eine Agoraphobie mit Ängsten vor großen Menschenmengen oder öffentlichen Orten.
Gerade diese Form der Angst kann bei ADHS-Patientinnen eine Folge von Reizüberflutung sein – und bessert sich oft unter einer gezielten ADHS-Therapie. Dennoch gilt: Auch Begleiterkrankungen wie Angststörungen und Depressionen müssen behandelt werden, um den Therapieerfolg insgesamt zu sichern.

Patienteninformation

Frauen & ADHS

Die Patienteninformation richtet sich speziell an Frauen mit einer ADHS und zeigt, wie sich die Symptome von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter entwickeln können. Sie informiert über mögliche Begleiterkrankungen, therapeutische Ansätze und bietet praxisnahe Tipps für den Alltag. Dabei rückt sie nicht nur die Herausforderungen, sondern auch die oft übersehenen Stärken von Frauen mit einer ADHS in den Fokus.

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