Menschen mit einer ASS oder einer ADHS zeigen oft die gleichen Symptome, obwohl unterschiedliche Ursachen dahinterstecken. Bei Autismus führt die Überflutung mit Reizen zu Unruhe und Unaufmerksamkeit, die der Hyperaktivität und den Konzentrationsstörungen einer ADHS ähneln. Auch die häufigen Wutattacken beim Autismus erinnern an die Impulsivität bei einer ADHS. Beide Gruppen haben Schwierigkeiten mit Struktur, Organisation und Prioritätensetzung. Diese Probleme hängen mit den exekutiven Funktionen im Frontalhirn zusammen. Je nach Ursache einer ADHS oder ASS können sich diese Funktionen im jungen Erwachsenenalter verbessern und durch gezieltes Training gefördert werden.
Eine ASS wird diagnostiziert, wenn mehrere, für die Störung typische Merkmale stark ausgeprägt sind, wobei der Schweregrad variiert und oft komorbide Störungen vorliegen. Die Diagnose erfolgt nicht anhand eines einzelnen Symptoms, sondern durch das Zusammensetzen vieler Merkmale, die sich im Laufe des Lebens verändern können.
Die Symptome einer ASS betreffen, unabhängig vom Ausprägungsgrad, drei Hauptbereiche:
Typische Anzeichen für Autismus bei Säuglingen und Kindergartenkindern:
Die Betroffenen
haben kein Bedürfnis nach Körperkontakt und vermeidet Blickkontakt
haben Wutanfälle ohne erkennbaren Auslöser und eine niedrige Frustrationstoleranz
spielen lieber allein, nehmen nicht an Rollenspielen teil und pflegen keine Freundschaften
zeigen motorische Stereotypien und Ungeschicklichkeit, spielen mit drehenden Gegenständen oder reihen Spielzeug auf
haben Schwierigkeiten, sich in andere hineinzuversetzen, verhalten sich nicht empathisch und verstehen Situationen oft falsch
verwenden eine gestelzte, „altkluge“ Ausdrucksweise, kreieren Wortneuschöpfungen
haben ungewöhnliche, kinderuntypische Interessen (z. B. Tod, Geografie, Listen schreiben)
zeigen sensorische Beeinträchtigungen und sind unflexibel gegenüber Veränderungen
zeigen selbstverletzendes Verhalten
zeigen exzessives Schreien, haben Schlaf- und/oder Fütterstörungen (Säuglinge)
Häufig benötigen Säuglinge und Kindergartenkinder mit Autismus eine Physio- bzw. Ergotherapie oder Logopädie. Eltern sollten sich bei einem Verdacht auf Autismus beratende Unterstützung suchen.
Typische Anzeichen für Autismus bei Schulkindern und Jugendlichen:
Die Betroffenen
haben Schwierigkeiten, Aufgabenstellungen in der Schule zu verstehen, zeigen ein hohes Maß an Erschöpfung nach dem Unterricht
haben eine Abneigung gegen öffentliche Verkehrsmittel, telefonieren nicht gerne und haben Abneigung gegen Small Talk
zeigen Rückzugstendenzen, geringe soziale Integration und Unsicherheit im Aufbau von Freundschaften, sie haben jedoch kein ausgeprägtes Bedürfnis nach sozialen Kontakten
zeigen eine Neigung zu Schwarz-Weiß-Denken, verfügen über einen hohen moralischen Anspruch und ein stark ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden
zeigen eher geringe Empathie und eine Vorliebe für schwarzen Humor; emotionale Reaktionen wie Trost und Anteilnahme sind eher erlernt
haben ein starkes Bedürfnis nach Selbstbestimmung, empfinden Gefühl des Andersseins und setzen Blickkontakt bewusst ein
zeigen eine geringe Flexibilität gegenüber Veränderungen, auffälliges Essverhalten und nicht altersgemäße Interessen
haben ein ausgeprägtes Interesse an digitalen Medien
Im Umgang mit Schulkindern und Jugendlichen mit Autismus kommt es oft zu Missverständnissen und Konflikten. Deswegen sind Probleme in der Familie oder in der Schule keine Seltenheit.
Typische Anzeichen für Autismus bei Erwachsenen:
Die Betroffenen
wirken aufgrund ausgeprägter Sachkompetenz häufig arrogant und zeigen Schwarz-weiß-Denken
haben trotz hoher Intelligenz Schwierigkeiten im Studium und Angst vor mündlichen Prüfungen
haben Schwierigkeiten, Beziehungen aufzubauen, und ein hohes moralisches Verständnis und Gerechtigkeitsempfinden
zeigen entweder geringes oder übertriebenes gesellschaftliches Interesse, lehnen Small Talk, Cliquen oder Gruppenkommunikation ab
zeigen ein stereotypisches Bekleidungsverhalten und einen rigiden Tagesablauf
sind weiterhin veränderungsunflexibel, jedoch mit zunehmendem Alter steigt Toleranz
denken analytisch, haben ein starkes Rückzugs- und Ruhebedürfnis und sind sehr direkt
Daraus resultierende Konflikte und Missverständnisse können die Entwicklung von Depressionen, Ängsten und Tics mit verursachen.
Geduld mit sich selbst zu haben, sich selbst zu belohnen und trotz Rückschlägen dranzubleiben, hilft dabei, die Probleme Schritt für Schritt zu überwinden. Zudem kann es hilfreich sein, Unterstützung bei Ärzten, Therapeuten und Selbsthilfegruppen zu suchen.
Weiterführende Informationen:
Menschen mit einer ASS haben nicht nur Beeinträchtigungen, sondern auch einzigartige Stärken! Dazu gehören…
Zusammen mit den Stärken einer ADHS ergeben sich großartige Kombinationsmöglichkeiten.
Nicht immer läuft alles wie geplant – das geht jedem so. Man kann sich das Leben jedoch leichter machen, indem man den einen oder anderen Tipp beherzigt und im Alltag umsetzt.
Bei Autismus führen Missverständnisse oft dazu, dass Kollegen die direkte Art und das Bedürfnis nach Rückzug als Arroganz missverstehen, was zu Mobbing und Ausgrenzung führen kann. Nach dem Outing zeigen die Kollegen meist mehr Verständnis, da sie das Verhalten nun besser einordnen können.
Wenn Ihre Kinder ebenfalls eine ASS haben, können Sie als Wegbegleiter wertvolle Unterstützung bieten, indem Sie Ihre eigenen Erfahrungen teilen und sie fördern – Fachleute sind Experten für das Thema, aber Sie sind der Experte für Ihre Kinder.