Depression – mehr als nur Traurigkeit

Jeder Mensch erlebt gelegentlich schlechte Phasen mit Traurigkeit oder Selbstzweifeln. Das wird oft als „deprimiert sein“ bezeichnet. Doch es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen solchen vorübergehenden Stimmungstiefs und einer echten Depression als Erkrankung.

Podcast-Episode – ADHS und Depressionen: Versteckte Verbindungen

In dieser Episode sprechen wir mit PD. Dr. Alvarez-Fischer über:

 

  • Die Verbindung zwischen ADHS und Depression: Was aktuelle Studien sagen
  • Warum Menschen mit einer ADHS dazu neigen, negative Bewältigungsstrategien zu nutzen
  • Wie sich Depressionen bei ADHS-Patienten unterscheiden – von unipolar bis bipolar
  • Die Rolle des Grübelns und wie es zur Entstehung von Depressionen beiträgt
  • Neue Therapieansätze, wie metakognitive Therapien, und deren Auswirkungen auf ADHS
  • Die Herausforderungen in der Diagnostik: Warum ADHS und Depression schwer zu unterscheiden sind

 

Hör rein und erfahre mehr über die spannenden Hintergründe, Diagnosen und Behandlungsansätze für ADHS und Depression!

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ZUSAMMENHÄNGE ZWISCHEN DEPRESSION UND/ODER ADHS

Die Depressionsspirale

Viele Menschen mit einer ADHS bemühen sich stark, sich anzupassen und ihre Impulse zu kontrollieren, was zu Erschöpfung und innerer Leere führen kann. Kreativität und schnelle Auffassungsgabe, eigentlich Stärken von Menschen mit einer ADHS, werden nicht mehr als positiv wahrgenommen. Die Betroffenen geraten zunehmend unter Druck und ihre besondere Fähigkeit, sensibel auf andere Menschen zu reagieren und mitfühlen zu können, führt zu Reizüberflutung und Überforderung. Dies macht sie unzufrieden mit sich selbst und die negativen Gefühle überwiegen. Das alltägliche „Funktionieren“ fällt schwer, triviale Aufgaben scheinen unlösbar. Die Folge sind wachsende Selbstzweifel, ein gestörter Antrieb und der Verlust von Interesse und Motivation. So entsteht eine Abwärtsspirale, in der sich die ADHS-Symptome mit denen einer Depression vermischen.

Zwischen Überforderung und Selbstkontrolle

Menschen mit einer ADHS erleben oft inneres Chaos und scheitern an alltäglichen Anforderungen, wodurch ihre eigentlichen Fähigkeiten nicht zum Tragen kommen. Sie fühlen sich dauerhaft überfordert und entwertet, während sie große Kraft aufwenden, um ihr „Anderssein“ zu verbergen. Der ständige Versuch, die Energie, Spontaneität und Kreativität zu kontrollieren, gleicht einem inneren Druckkessel – was langfristig zur Entwicklung einer depressiven Störung führen kann.

gemeinsam adhs begegnen

Ungleichgewicht der Botenstoffe

Bei Menschen mit einer Depression ist der Hirnstoffwechsel gestört – bestimmte Botenstoffe zur Gefühlsregulation sind aus dem Gleichgewicht geraten. Eine Depression kann plötzlich auftreten oder sich schleichend entwickeln. Im Falle eines schleichenden Verlaufs treten die Veränderungen allmählich auf, sodass sie zunächst nicht als Krankheit wahrgenommen werden. Viele Betroffene deuten die Symptome – etwa Antriebslosigkeit, Erschöpfung oder Traurigkeit – fälschlich als persönliche Schwäche oder charakterliches Problem.

 

Auslöser sind häufig anhaltender Stress, seelische Dauerbelastungen oder akute Krisen. Das Gehirn reagiert auf Stress mit Alarmbereitschaft, was bei langfristiger Belastung den Hirnstoffwechsel verändern kann. Wie stark jemand auf Stress reagiert, ist individuell sehr verschieden.

Depression erkennen – so zeigen sich die Symptome

Eine Depression verläuft nicht bei allen gleich, doch ein typisches Merkmal ist die stark eingeschränkte Wahrnehmung von Gefühlen wie Freude oder Trauer.

 

Oft fehlt es den Betroffenen an Energie und Antrieb:

Gefühl von innerer Lähmung oder Betäubung

gedrückte Stimmung und Freudlosigkeit

große Mühe, sich zu alltäglichen Aufgaben aufzuraffen

selbst einfache Tätigkeiten wirken wie unüberwindbare Hürden

in schweren Fällen bleibt der Betroffene im Bett

teilweise starke innere Unruhe und Bewegungsdrang

Angst- und Schuldgefühle

geringes Selbstwertgefühl, häufige Selbstvorwürfe, teils wahnhaft

quälender Grübelzwang mit sich ständig wiederholenden, negativen Gedanken

Schlafstörungen, Appetitlosigkeit und der Verlust des sexuellen Verlangens

WELCHE FOLGEN KANN EINE DEPRESSION HABEN?

Gefühle von Angst und Sinnlosigkeit

Aus Angst, nichts mehr hinzubekommen, ziehen sich Betroffene zurück und meiden die Öffentlichkeit. Sie isolieren sich immer mehr und verlieren den Kontakt zu ihrem sozialen Umfeld. Dadurch wird die Angstsymptomatik erneut verstärkt und die „Abwärtsspirale“ dreht sich weiter. Gefühle von Sinnlosigkeit und Schuld treten häufig auf – im Extremfall auch lebensmüde Gedanken.

Schlafstörungen und körperliche Beschwerden

Bei einer Depression sind Schlafstörungen häufig. Betroffene wachen in der zweiten Nachthälfte auf, liegen grübelnd im Bett und können nicht wieder einschlafen. Zusätzlich können sich Kopf- und Rückenschmerzen, Verspannungen, Herz-Kreislauf-Beschwerden und Verdauungsstörungen bemerkbar machen.

Appetitlosigkeit

Der Appetit kann gestört sein: Nahrungsmittel schmecken nicht mehr, und Essen wird als anstrengend empfunden. Dies führt zu Gewichtsverlust und Erschöpfung, da der Körper seine Energie aus der Nahrung zieht.

Lila Aquarellspritzer mit verschiedenen Schattierungen und verstreuten Tintentröpfchen auf weißem Hintergrund.

Welche Warnsignale gibt es?

Wenn der Rückzug überhandnimmt oder Gedanken an Selbstverletzung, Alkohol, Drogen oder ein Ende des Lebens auftauchen, ist das ein wichtiger Moment, um sich Hilfe zu holen.

Es kann sehr entlastend sein, mit einer vertrauten Person zu sprechen.

Hilfe anzunehmen ist ein Zeichen von Selbstfürsorge

Wenn depressive Symptome stark belasten und der Alltag kaum noch zu bewältigen ist, kann professionelle Unterstützung eine wertvolle Hilfe sein.

Niemand muss solche Phasen allein durchstehen – es gibt Wege und Menschen, die unterstützen können.

Therapie

Die Therapie umfasst in der Regel eine Kombination parallel laufender Maßnahmen zur Behandlung einer ADHS und Depression:

Die Psychoedukation…

…liefert Informationen über eine ADHS und Depression, zu Beratung, Alltagscoaching und Strukturierungshilfen.

Die Psychotherapie…

…trägt zur Klärung von Belastungen sowie Konflikten bei und hilft bei der Erarbeitung von Strategien, diese zu überwinden, die depressive Gedankenspirale aufzulösen, Erfolge wahrzunehmen und Versagungsmuster zu erkennen. Positive Aktivitäten werden eingeleitet, das Empfinden positiver Gefühle wiedererlernt und das Selbstvertrauen gestärkt.

Die medikamentöse Therapie…

…umfasst ADHS-Medikamente und stimmungsaufhellende, antidepressiv wirkende Medikamente.

Podcast-Episode – ADHS und Depressionen: Prävention und Therapie

In dieser Episode erwarten dich folgende Themen:

 

  • Wie ADHS das Risiko für Depressionen beeinflusst
  • Präventive Therapieansätze
  • Der langfristige Nutzen von Psychotherapie und medikamentöser Behandlung bei einer ADHS
  • Herausforderungen im Praxisalltag: Therapieabbrüche und wie man damit umgeht

 

Hör rein und erfahre mehr über die spannenden Hintergründe, Diagnosen und Behandlungsansätze für ADHS und Depression!

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Depression & ADHS: Was man selbst tun kann

Patienteninformation

Depression & ADHS

Die Patienteninformation erklärt verständlich die Zusammenhänge, zeigt Therapiemöglichkeiten und bietet praktische Tipps für den Alltag.

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