Jeder Mensch erlebt gelegentlich schlechte Phasen mit Traurigkeit oder Selbstzweifeln. Das wird oft als „deprimiert sein“ bezeichnet. Doch es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen solchen vorübergehenden Stimmungstiefs und einer echten Depression als Erkrankung.
Viele Menschen mit einer ADHS bemühen sich stark, sich anzupassen und ihre Impulse zu kontrollieren, was zu Erschöpfung und innerer Leere führen kann. Kreativität und schnelle Auffassungsgabe, eigentlich Stärken von Menschen mit einer ADHS, werden nicht mehr als positiv wahrgenommen. Die Betroffenen geraten zunehmend unter Druck und ihre besondere Fähigkeit, sensibel auf andere Menschen zu reagieren und mitfühlen zu können, führt zu Reizüberflutung und Überforderung. Dies macht sie unzufrieden mit sich selbst und die negativen Gefühle überwiegen. Das alltägliche „Funktionieren“ fällt schwer, triviale Aufgaben scheinen unlösbar. Die Folge sind wachsende Selbstzweifel, ein gestörter Antrieb und der Verlust von Interesse und Motivation. So entsteht eine Abwärtsspirale, in der sich die ADHS-Symptome mit denen einer Depression vermischen.
Menschen mit einer ADHS erleben oft inneres Chaos und scheitern an alltäglichen Anforderungen, wodurch ihre eigentlichen Fähigkeiten nicht zum Tragen kommen. Sie fühlen sich dauerhaft überfordert und entwertet, während sie große Kraft aufwenden, um ihr „Anderssein“ zu verbergen. Der ständige Versuch, die Energie, Spontaneität und Kreativität zu kontrollieren, gleicht einem inneren Druckkessel – was langfristig zur Entwicklung einer depressiven Störung führen kann.
Eine Depression verläuft nicht bei allen gleich, doch ein typisches Merkmal ist die stark eingeschränkte Wahrnehmung von Gefühlen wie Freude oder Trauer.
Oft fehlt es den Betroffenen an Energie und Antrieb:
Gefühl von innerer Lähmung oder Betäubung
gedrückte Stimmung und Freudlosigkeit
große Mühe, sich zu alltäglichen Aufgaben aufzuraffen
selbst einfache Tätigkeiten wirken wie unüberwindbare Hürden
in schweren Fällen bleibt der Betroffene im Bett
teilweise starke innere Unruhe und Bewegungsdrang
Angst- und Schuldgefühle
geringes Selbstwertgefühl, häufige Selbstvorwürfe, teils wahnhaft
quälender Grübelzwang mit sich ständig wiederholenden, negativen Gedanken
Schlafstörungen, Appetitlosigkeit und der Verlust des sexuellen Verlangens
Aus Angst, nichts mehr hinzubekommen, ziehen sich Betroffene zurück und meiden die Öffentlichkeit. Sie isolieren sich immer mehr und verlieren den Kontakt zu ihrem sozialen Umfeld. Dadurch wird die Angstsymptomatik erneut verstärkt und die „Abwärtsspirale“ dreht sich weiter. Gefühle von Sinnlosigkeit und Schuld treten häufig auf – im Extremfall auch lebensmüde Gedanken.
Bei einer Depression sind Schlafstörungen häufig. Betroffene wachen in der zweiten Nachthälfte auf, liegen grübelnd im Bett und können nicht wieder einschlafen. Zusätzlich können sich Kopf- und Rückenschmerzen, Verspannungen, Herz-Kreislauf-Beschwerden und Verdauungsstörungen bemerkbar machen.
Der Appetit kann gestört sein: Nahrungsmittel schmecken nicht mehr, und Essen wird als anstrengend empfunden. Dies führt zu Gewichtsverlust und Erschöpfung, da der Körper seine Energie aus der Nahrung zieht.
Wenn der Rückzug überhandnimmt oder Gedanken an Selbstverletzung, Alkohol, Drogen oder ein Ende des Lebens auftauchen, ist das ein wichtiger Moment, um sich Hilfe zu holen.
Es kann sehr entlastend sein, mit einer vertrauten Person zu sprechen.
Wenn depressive Symptome stark belasten und der Alltag kaum noch zu bewältigen ist, kann professionelle Unterstützung eine wertvolle Hilfe sein.
Niemand muss solche Phasen allein durchstehen – es gibt Wege und Menschen, die unterstützen können.
Die Therapie umfasst in der Regel eine Kombination parallel laufender Maßnahmen zur Behandlung einer ADHS und Depression:
Die Psychoedukation…
…liefert Informationen über eine ADHS und Depression, zu Beratung, Alltagscoaching und Strukturierungshilfen.
Die Psychotherapie…
…trägt zur Klärung von Belastungen sowie Konflikten bei und hilft bei der Erarbeitung von Strategien, diese zu überwinden, die depressive Gedankenspirale aufzulösen, Erfolge wahrzunehmen und Versagungsmuster zu erkennen. Positive Aktivitäten werden eingeleitet, das Empfinden positiver Gefühle wiedererlernt und das Selbstvertrauen gestärkt.
Die medikamentöse Therapie…
…umfasst ADHS-Medikamente und stimmungsaufhellende, antidepressiv wirkende Medikamente.