Nikotin
Wirkung ohne ADHS
stimulierend, aktivierend, wachmachend
Wirkung bei ADHS
beruhigend, sofort sedierend
Der schädliche Gebrauch von Suchtmitteln (z.B. Alkohol, Drogen oder Medikamente) stellt den fortgesetzten Konsum solcher Substanzen dar, durch den konkrete gesundheitliche Schäden auftreten. Beispiele sind wiederholte Überdosierungen, riskantes Verhalten unter Intoxikation oder das Experimentieren mit gefährlichen Stoffen (z. B. Psilocybin oder Kokain). All das kann schwerwiegende körperliche Folgen wie Hirnblutungen und Herzkomplikationen nach sich ziehen.
Abhängigkeit ist gekennzeichnet durch den Verlust der Kontrolle über den Konsum und den starken Drang, die Substanz zu konsumieren. Es entstehen Entzugssymptome und der Konsum wird trotz negativer Folgen fortgesetzt. Andere Interessen werden zugunsten des Drogenkonsums vernachlässigt. Auch die extreme, sogenannte exzessive Nutzung bestimmter Medien wie Computerspiele, Internet, Chatrooms, aber auch Glücksspiel, kann zur Entstehung einer Sucht führen.
psychische und emotionale Veränderungen wie unangenehme Stimmungsschwankungen, Gereiztheit, Aggressivität oder Freudlosigkeit
starkes Verlangen nach dem Suchtmittel (Suchtdruck)
Veränderungen in der Motivation, also die klassische „Bocklosigkeit“, Gleichgültigkeit oder Verlust von Lebenszielen
Entzugssymptome
Beeinträchtigung sozialer Kompetenzen: Die alltäglichen Anforderungen fallen schwerer, Sozialkontakte gelingen nicht mehr so leicht. Man verspürt den steigenden Wunsch, in Ruhe gelassen zu werden
Rückfallgefahr
Das Einnehmen von Drogen kann zunächst als positiv erlebt werden, weil die körperliche, soziale und psychische Leistungsfähigkeit steigt. Beispiele sind:
Verminderung von Hemmungen, man kann besser aus sich herausgehen
vermehrte Aktivität, auch in Bezug auf die Sexualität
man ist nicht so schnell „genervt“
man ist nicht so verletzlich
man kann besser runterfahren oder entspannen
Ängste und Unsicherheiten nehmen ab, eventuelle Traumata belasten nicht mehr so stark
Mittel- und langfristig kann es durch den Drogenkonsum zur Sucht und den damit verbundenen Folgen kommen. Beispiele sind:
körperliche Abhängigkeit und Entzugssymptome
Motivationsverlust
sozialer Abstieg und Isolation
juristische Probleme, z. B. Führerscheinverlust
Etwa 15–25 % der Menschen mit Suchtmittelmissbrauch haben auch eine ADHS. Menschen mit einer ADHS haben ein bis zu 50 % höheres Risiko, ein Suchtmittelproblem zu entwickeln. Sie schließen sich öfter problematischen Gruppen an, in denen Suchtmittelkonsum verbreitet ist, und probieren Substanzen früher aus, was die Gefahr einer Sucht erhöht. Nikotin oder Kokain können kurzfristig ADHS-Symptome (z.B. Unruhe und Impulsivität) lindern. Dennoch sind Alkohol, Amphetamine oder Cannabis keine geeignete Behandlung für eine ADHS, da sie die Gefühlsschwankungen und Impulsivität verstärken.
Wirkung ohne ADHS
stimulierend, aktivierend, wachmachend
Wirkung bei ADHS
beruhigend, sofort sedierend
Viele suchtkranke Menschen mit einer ADHS stoßen in der Suchthilfe auf besondere Hürden, da verbindliche Strukturen sie überfordern und häufig wenig Verständnis für ihre Problematik besteht. Oft werden einige Kernsymptome einer ADHS fälschlicherweise als Symptome der Suchtstörung interpretiert. Dazu gehören eine geringe Frustrationstoleranz, Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen, Affektschwankungen, Ungeduld, Unruhe und Impulsivität. Diese Symptome gelten meist als Folge von Entzug oder suchttypischem Verhalten.
Typische ADHS-Symptome wie Unruhe, Dazwischenreden, Stimmungsschwankungen oder Gereiztheit erschweren die Teilnahme an Suchtpsychotherapien erheblich. Besonders Gruppensettings mit festen Strukturen und hohen Anforderungen an Pünktlichkeit, Eigenverantwortung und Ausdauer überfordern viele Menschen mit einer ADHS. Rückmeldungen der Therapeuten zu ihrem Verhalten werden häufig als persönliche Ablehnung oder mangelndes Verständnis erlebt – was nicht selten zu einem vorzeitigen Therapieabbruch führt.
Die Kombination aus Sucht und einer ADHS wird oft erst spät erkannt, häufig erst während eines Entzugs. Der Substanzkonsum überdeckt meist die ADHS-Symptome, die erst in der Abstinenz deutlich werden. Für Betroffene kann das überraschend oder erleichternd sein. Psychoedukative Gruppensitzungen helfen dabei, die eigene Störung besser zu verstehen.
Die ADHS-Diagnose hilft Betroffenen, ihr Verhalten und ihre Sucht besser zu verstehen, da der Substanzmissbrauch oft ein unpassender Bewältigungsversuch der ADHS-Symptome ist. Durch die Diagnose eröffnen sich gesündere Strategien, was auch das Umfeld entlastet. Zwar wird eine ADHS manchmal fälschlich als Ausrede für die Sucht gesehen, doch eine gezielte Behandlung verbessert nachweislich soziale Fähigkeiten und emotionale Stabilität.
Die Behandlung einer ADHS mit einer Suchterkrankung erfordert ein abgestimmtes Vorgehen, bei dem Psychotherapie, Medikation und Selbsthilfe sinnvoll kombiniert werden sollten.
Selbsthilfegruppen bieten wertvolle Unterstützung und ergänzen die professionelle Suchtbehandlung sinnvoll. Eine Übersicht findet sich unter www.nakos.de oder in der Datenbank der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (www.dhs.de) – mit Infos zu über 1.400 Beratungsstellen und 800 stationären Einrichtungen in ganz Deutschland.