Medikamente sind ein zentraler Baustein der ADHS-Behandlung

Neben Psychoedukation und Verhaltenstherapie stellt die medikamentöse Therapie den dritten zentralen Behandlungsbaustein dar. Bei vielen Kindern kann dadurch in kurzer Zeit eine deutliche Verbesserung der ADHS-­Symptomatik und Konzentrationsfähigkeit sowie eine bessere Verhaltenskontrolle erreicht werden.

 

Gerade in schweren Fällen legen Medikamente oft erst den Grundstein dafür, dass andere Therapien erfolgreich umgesetzt werden können. 

Eine Skizze von zwei Kindern, die nebeneinander sitzen, wobei der Arm des Mädchens um den Jungen gelegt ist, vor einem sanften Aquarellhintergrund in Gelb-, Grün- und Lilatönen.

Verändern Medikamente den Charakter des Kindes?

Stimulanzien beeinflussen nicht das Wesen Ihres Kindes und stellen es nicht ruhig, sondern gleichen die zugrunde liegende Störung des Gleichgewichts der Botenstoffe im Gehirn aus. Auffälliges Verhalten wie Hyperaktivität oder Impulsivität wird abgeschwächt und Informationen können wieder besser verarbeitet werden – das ist die erwünschte Wirkung des Medikaments.

Über die ADHS-Behandlung entscheiden Arzt und Eltern gemeinsam!

Ob und welche ADHS-Medikamente zur Behandlung eines Kindes eingesetzt werden, entscheidet der Arzt nach eingehender Untersuchung und immer in Absprache mit den Eltern.

Stimulanzien – Therapie der Wahl

Stimulanzien wie Methylphenidat sind die am besten untersuchte Wirkstoffgruppe für die medikamentöse ADHS-Therapie bei Kindern und gelten deshalb als Mittel der ersten Wahl.1

Wann ist der Einsatz von ADHS-Medikamenten sinnvoll?

Der behandelnde Arzt wird in der Regel dann eine medikamentöse Behandlung der ADHS für Ihr Kind empfehlen, wenn mit anderen nicht-medikamentösen Maßnahmen, wie zum Beispiel Aufklärung, Beratung (Psychoedukation) und Elterntraining nach einiger Zeit keine ausreichende Besserung erzielt werden kann und die Symptome zu einer deutlichen Beeinträchtigung des Kindes in Schule, Familie und Freizeit führen.

Methylphenidat (MPH) – Wirkstoff erster Wahl1

MPH gehört zu den am längsten und besten untersuchten Wirkstoffen, die heute in der Kinder-­ und Jugendmedizin, aber auch im Erwachsenenalter, bei einer ADHS zur Anwendung kommen und gilt deshalb als Mittel der Wahl .

Das Wirkprinzip von Methylphenidat (MPH)

Die Wirksamkeit von Methylphenidat bei einer ADHS basiert auf einem Ausgleich des gestörten Botenstoff-Haushaltes im Gehirn, insbesondere von Dopamin und Noradrenalin. Im Video können Sie den Wirkmechanismus von Methylphenidat als Animation nachverfolgen.

(Lis-)Dexamfetamin1 – die Alternative zu Methylphenidat

Sprechen Kinder auf eine Behandlung mit Methylphenidat nicht ausreichend an, stellt eine medikamentöse Behandlung mit (Lis-)Dexamfetamin eine Alternative dar. (Lis-)Dexamfetamin gehört wie MPH zur Wirkstoffklasse der Stimulanzien.

Das Wirkprinzip von Dexamfetamin

Die Wirkung von Dexamfetamin beruht auf der Freisetzung der Botenstoffe Noradrenalin und Dopamin sowie dem Unterbinden der Wiederaufnahme dieser Hormone. Im Video sieht man den Wirkmechanismus von Dexamfetamin als Animation.

Atomoxetin – Wirkdauer bis zu 24 Stunden2

Atomoxetin gehört nicht zur Gruppe der Stimulanzien, sondern ist ein sogenannter selektiver Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer. Bis Patienten nach der Einnahme eine Linderung der Symptome bemerken, vergehen ein paar Tage, manchmal sogar Wochen. Atomoxetin benötigt also etwas Zeit, bis die Effekte spürbar sind – wirkt dafür aber kontinuierlich. Der Wirkstoff wird auch bei einer ADHS im Erwachsenenalter eingesetzt.

 

Guanfacin – Anwendung im Rahmen eines Gesamttherapiekonzeptes4

Guanfacin ist kein Stimulanz, sondern ein sogenanntes Antihypertensivum, das die Aktivität des parasympathischen Nervensystems erhöht. Es wird angewendet, wenn eine Behandlung mit Stimulanzien nicht infrage kommt, nicht vertragen wird oder unwirksam ist. Guanfacin sollte immer im Rahmen eines multimodalen Therapiekonzeptes mit psychologischen, pädagogischen und sozialen Maßnahmen zum Einsatz kommen.

bg

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